Hochsensibel - na und?
„Hochgradig hochsensibel!“ RUMMS! Das erfuhr ich (belegbar) vor nicht ganz einem Jahr.
Schock meets Erleichterung; dieses Persönlichkeitsmerkmal ist Fluch & Segen zugleich.
Schock: jetzt ist es „amtlich“: dieses „irgendwie anders“ hab ich immer gespürt. Erleichterung: weil es mir retrospektiv unzählige schöne & weniger schöne „AHA!-Erkenntnisse“ schenkt. Vielleicht bin ich deshalb früher so häufig angeeckt, bin mit meinem Denken und Fühlen vorausgegangen. Und habe mich letztendlich dadurch unverstanden und isoliert gefühlt („Stell Dich nicht so an!“ - Und die freundliche Variante „Nimm Dir doch nicht alles so zu Herzen!“).
Zum Beispiel hörst Du Deinen eigenen Herzschlag und nachts buchstäblich „die Flöhe husten“.
Die vielen Medien - das wird Dir ganz einfach oft zu viel. Wenn Du in einen Raum kommst, dann erfasst Du in Sekundenschnelle die Beziehungen der Menschen mit- oder gegeneinander, negative und positive Schwingungen. Im Meeting merkst Du mal wieder vor allen anderen, was los ist und Du übst Deine wachsende Ungeduld in Gelassenheit. Manchmal sind Dir auch andere Menschen zu viel. - Selbst Deine liebsten Menschen. Es verlangt ihnen in der einen oder anderen Situation viel ab und daher halte ich es für grundlegend, darüber zu kommunizieren. Anderen Menschen - auch den Lieben - fällt es dann viel leichter, mit den Blüten, die Hochsensibilität treiben kann, umzugehen. Denn neben vielen wunderbaren Facetten wie einer ausgeprägten Kreativität kommt es grundsätzlich schneller zu Reizüberflutung, weil einfach alle Sinne und Systeme permanent Hochlast fahren. Die Folgen sind - für andere nicht nachvollziehbare - emotionale Reaktionen, schlimmstenfalls Zusammenbrüche. "System Overload". Darum ist das Praktizieren von Achtsamkeit für hochsensible Menschen ganz besonders wichtig.
Manchmal nervt mich meine Hochsensibilität, aber sie ist Geschenk zugleich. Sie gehört zu mir und ist sogar sehr hilfreich für mein berufliches Wirken. Eine hochsensible Coach-Kollegin ist inzwischen eine Freundin: oft brauchen wir beide wenige Worte und "spüren uns" selbst Online mehr, als wir mit Worten sagen könnten. Dieses Gefühl, dass Du Dich nicht ständig erklären willst, ist einfach wunderbar herzerwärmend und kraftgebend.
Insgesamt war es eine logische Konsequenz, sich selbständig zu machen, um selbstbestimmt,
in meinem Tempo und nach meinen Werten arbeiten zu können. Es fällt mir leicht, die Menschen, die sich mir im Coaching anvertrauen, auf mehreren Ebenen zu erfassen und äußerst sensibel zu fühlen, wie es ihnen gerade geht. Dadurch kann ich ihnen mit Ruhe & Leichtigkeit ein hohes Maß an liebevoller Präsenz, Energie und Unterstützung geben und gleichzeitig in einer lethologischen Haltung bleiben. Und es gelingt, zur selben Zeit alles „von oben“ im Blick zu behalten.
Hochsensibilität oder auch Hypersensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das mit den Forschungsarbeiten der Psychotherapeutin Dr. Elaine N. Aron erstmals in den 1990-er Jahren beschrieben wurde. Sie stellte bei einigen ihrer Probanden eine auffallend hohe Empfindsamkeit gegenüber inneren und äußeren Reizen fest. Später konnte die Forschung Unterschiede im Nervensystem zwischen hochsensiblen und nicht-hochsensiblen Menschen belegen. Es sind zahlreiche Fachartikel, Berichte und Bücher erschienen und dieses noch recht junge Thema wird weiterhin erforscht.
Ob hochsensibel oder nicht: Kommunikation wirkt durch Ehrlichkeit, Transparenz, Wertschätzung & Liebe in ihrer reinsten Form. Und sie braucht Fragen & Antworten, um lebendig zu sein.
Lasst uns in den Austausch gehen: Welche Erfahrungen und Erlebnisse habt Ihr mit der eigenen Hochsensibilität oder der eines Euch nahestehenden Menschen?